Die beliebte Oper "Madame Butterfly" von Giacomo Puccini war 2022 zum ersten Mal auf der Seebühne zu sehen. Für das aktuelle Bühnenbild waren zur Sicherung gegen Wellenschlag bzw. Auftrieb Zugpfähle am Grund des Bodensees notwendig.
Das Projekt
Bereits 2019 wurde Keller für die Herstellung von acht Kleinbohrpfählen für das neue Bühnenbild angefragt und 2020 schließlich mit den Arbeiten beauftragt. Coronabedingt wurde der Bühnenbau im Herbst 2020 allerdings verschoben. Ein Jahr später war es dann aber soweit. Das neue Bühnenbild steht symbolisch für ein Blatt Papier und besteht aus einer Styroporoberfläche, die auf eine Holz-Stahlkonstruktion aufgebaut ist. Diese muss auch den Stürmen auf dem Bodensee standhalten.
Die Herausforderung
Der unterste Teil des Bühnebilds taucht je nach Seewasserstand in den Bodensee ein und ist somit Wellenschlag und Wasserauftrieb ausgesetzt. Um die daraus resultierenden Zugkräfte zu beherrschen, wurden acht Mikropfähle in den Seegrund eingebohrt. Die Pfähle leiten bis zu 400 kN Druck und Zug in den Untergrund ein.
Seitens des Bauherrn wurde großer Wert auf die Gebrauchstauglichkeit der Pfähle bzw. eine Nutzungsdauer von min. 25 Jahren, sowie dem seitens der Behörde vorgegebenen Wasserschutz, gelegt.
Neben den Arbeiten auf dem Wasser, waren weitere Herausforderunge wie z.B. das vorsichtige Hantieren mit Bindemitteln in einem Trinkwassersee, die Positionierung des Bohrgeräts und das Halten dieser Position bei etwas stärkerem Wellengag, zu meistern.
Die Lösung
Bei einer Wassertiefe von circa zwei Metern wurde im Herbst 2021 mit den Arbeiten begonnen. Ein Bohrgerät Klemm 806-3D mit Vibrationsantrieb wurde im Industriehafen von Hard eingeschifft und vor Ort gefahren. Ein zusätzliches Ponton diente als Arbeitspodest. Nach dem erfolgten Einmessen per GPS wurden die Bohrungen abgeteuft und ein doppelt korrosionsgeschützter GEWI-Pfahl DN63 mit einem zusätzlichen Schutzrohr aus Stahl auf den oberen acht Metern eingebaut. Mit mehrfacher Nachverpressung in verschiedenen Tiefenstufen erhöhte man zusätzlich den Verbund mit dem Seegrund. Das feuerverzinkte obere Ende der Pfähle ist über eine Pfalplattenkonstruktion mit der Stahlkonstruktion verbunden. Die Montage und Kontrolle der dem Wasser ausgesetzten Kopfkonstruktion erfolgte durch Industrietaucher. Zum Nachweis der Pfahlkraft ist ein Pfahlzugversuch erfolgreich durchgeführt worden.
Trotz aller Schwierigkeiten konnten die Pfähle jedoch nach rund zwei Wochen dem Bauherrn vereinbarungsgemäß übergeben werden. Somit stand der erfolgreichen Aufführung im Sommer 2022 nichts mehr im Wege.